Die Kampagne
Zum Thema Schwangerschaftsabbruch kursieren auch heute noch viele Mythen, Vorurteile und großes Halbwissen. Dies kann unter anderem darauf zurückgeführt werden , dass das Thema kaum im Schulunterricht (im Rahmen der Sexualaufklärung beispielsweise), öffentlichen Diskursen oder popkulturellen Medien besprochen wird und auch in der medizinischen Ausbildung oft zu kurz kommt.
Wenn der gesellschaftliche Diskurs doch angeregt wird, ist er selten faktenbasiert und gesundheitsorientiert, sondern häufig durch Abtreibungsgegner*innen geprägt, emotional aufgeheizt, moralisch-religiös überladen und/oder unsachlich. Dadurch werden Vorurteile und Ängste immer weiter genährt und Betroffene stigmatisiert.
Der Blick auf die Gesundheit und die Lebensumstände der ungewollt Schwangeren geht dabei oft verloren. Fachpersonen aus Medizin, Psychologie und Sozialer Arbeit können dies täglich beobachten, wenn Betroffene im Falle einer ungewollten Schwangerschaft sich aus Scham und Angst vor Abwertung niemandem anvertrauen (können), nicht einmal engen Verwandten oder Bekannten.
Die Kampagne “Mehr als du denkst“ soll genau an diesem Punkt ansetzen. Mit gut recherchierten Fakten, einfachen Erklärungen und einem ansprechenden Design wollen wir den gesellschaftlichen Diskurs mitprägen und bereichern. Wir wollen Mythen und Vorurteile direkt benennen, verschwiegene Tatsachen aufdecken, über aktuelle Missstände aufklären, um damit auf das vorhandene Halbwissen aufmerksam zu machen. Wir wollen eine Plattform bieten, auf der sich sachlich und unvoreingenommen über das Thema ausgetauscht werden kann und den Schwangerschaftsabbruch damit entstigmatisieren. Wir wollen einen vorurteilsfreien gesellschaftlichen Diskurs um Schwangerschaftsabbrüche - und auch allgemein zu Sexualität, Fortpflanzung und Familienplanung - wieder ermöglichen und dabei den Kern der Debatte zurück zur Gesundheit der ungewollt Schwangeren bringen, um diese somit darin unterstützen zu können, eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen.
Hinter “Mehr Als Du Denkst” steckt eine Gruppe von Aktivist*innen aus ganz Deutschland, die Expertise aus verschiedenen Bereichen mitbringen. Wir sind unter anderem Schwangerschaftskonfliktberaterinnen, Gynäkologinnen, Medizinstudierende, Juristinnen, Psychologinnen und Filmwissenschaftlerinnnen.
Die ersten Mitglieder haben sich beim bundesweiten Treffen des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung im März 2020 kennen gelernt und kurz darauf die AG Entstigmatisierung gegründet. Die parallel dazu gegründete gleichnamige Arbeitsgruppe von Doctors for Choice Germany e.V. schloss sich daraufhin der Gruppe an. Seitdem treffen wir uns regelmäßig online und planen die Kampagne. Mit den beiden Vereinen sind wir gut vernetzt und unterstützen uns gegenseitig.